„«Könnten Sie das Aufräumen heute für mich übernehmen?»
«Wie bitte?»
«Ich kann nicht.»
«Wie, Sie können nicht?»
«Ich bin schwanger. Vom Kaffeegeruch wird mir schlecht und von Zigarettenqualm auch. Schwangerschaftsübelkeit. Überhaupt ist das hier doch eigentlich ein Nichtraucher-Büro.»
Und so wurde ich schwanger.“ S. 11
„«Ich weiss ja nicht, wie teuer der Teppich ist», setzte Yukino wieder an, «aber du solltest deine Wohnung so einrichten, wie du es möchtest. Ob du alleine lebst oder mit jemandem zusammen, spielt dabei doch keine Rolle. Kauf dir, was dir gefällt, bevor du vergisst, was das überhaupt ist.»“ S. 114f.
„Eine Familie zu gründen war vielleicht eine Art Versicherung, bei der man sich verpflichtet, den anderen nicht zu vergessen. Man schloss diesen Vertrag ganz unbewusst ab.“ S. 142
Eine Familie zu gründen war vielleicht eine Art Versicherung, bei der man sich verpflichtet, den anderen nicht zu vergessen.
„Da war das Baby. Mein Baby. Es hatte einen Platz in dieser Welt, hatte eine menschliche Gestalt angenommen, war entstanden. Es war einfach unglaublich.“ S. 168
„Dieser Schmerz war dann wohl der Preis dafür, immer mehr Worte zu erfinden und einen anderen Menschen zu erschaffen.“ S. 169
„«(…) Sicher können viele Frauen mit dir mitfühlen, aber letztendlich ist jeder Mensch anders. Niemand kann genau wissen, wie es dir geht, Hosono.»“ S. 183
Niemand kann genau wissen, wie es dir geht, Hosono.
„«In letzter Zeit lese ich viele Blogs über das Kinderkriegen», sagte ich. «In unserem Zeitaltert kann man mit virtueller Währung einkaufen und muss nicht einmal mehr ins Büro, um zu arbeiten. Warum ist das Kinderkriegen, das fast die Hälfte der Bevölkerung in ihrem Leben einmal durchmacht, dann immer noch so qualvoll? Warum muss man ein Kind an seiner schmerzenden Brust stillen und kann nicht mal dreissig Minuten am Stück schlafen?»“ S. 183
Warum ist das Kinderkriegen, das fast die Hälfte der Bevölkerung in ihrem Leben einmal durchmacht, dann immer noch so qualvoll?
„«Oft wünschte ich, ich könnten ihnen das abnehmen, mit ihnen tauschen. Aber das kann ich nicht. Ich kann mit niemandem tauschen kann diese Menschen nicht einmal richtig verstehen, weil ich nicht sie bin. Du stehst direkt vor mir und ich kann trotzdem nicht begreifen, welchen Schmerz, welche Qualen, welche Erschöpfung du empfindest.»“ S. 184
„«Ich bin einsam», sagte ich. «Tut mit leid, das hat jetzt wirklich nicht mehr mit dir zu tun, Hosono. Ich fühl mich schon die ganze Zeit einsam. Seit unserer Geburt steht fest, dass wir uns alle wieder trennen müssen. Vielleicht klingt es seltsam, aber … ich kann mich noch nicht daran gewöhnen.»“ S. 185
„«Du erschaffst dir einen Ort nur für dich selbst, auch wenn er nicht wirklich ist. Bloss eine kleine Lüge, in die ein einziger Mensch passt. Solange du diese Lüge verinnerlichst und immer wieder heraufbeschwörst, trägt sie dich vielleicht an einen Ort, mit dem du nie gerechnet hast. Und, wer weiss, eventuell verändern du und die Welt sich in der Zwischenzeit sogar ein wenig.»“ S. 187
Du erschaffst dir einen Ort nur für dich selbst, auch wenn er nicht wirklich ist. Bloss eine kleine Lüge, in die ein einziger Mensch passt. Solange du diese Lüge verinnerlichst und immer wieder heraufbeschwörst, trägt sie dich vielleicht an einen Ort, mit dem du nie gerechnet hast.
„Ein Kind zu bekommen ist die Hölle, keins zu bekommen ebenso. Bestimmt fragst du dich, an was für einem verrückten Ort ich lebe.“ S. 198
„Bevor ich mich irgendwo auf dem Weg vergesse, will ich etwas für mich selbst erschaffen und meine eigene Versicherung sein, selbst wenn es auf einer Lüge beruht. Egal ob allein oder zu zweit. Auch wenn ich mir die Welt damit zur Feindin mache.“ S. 198
Emi Yagi: Frau Shibatas geniale Idee. Übersetzung: Luise Steggewentz.
Hoffmann und Campe, 2021.

Christine Hock
Christine hat das Sprach- und Lernzentrum academia mitgegründet, das sie jahrelang geleitet hat. Seit einem Jahr schreibt sie eine Doktorarbeit über Evaluationen an Hochschulen. Christine ist Mutter von drei Kindern und liest viel.