Um 1900 gras­sier­te eine neue Zeit­krank­heit im Deut­schen Kai­ser­reich. So jeden­falls sahen es vie­le Zeit­ge­nos­sen und fürch­te­ten ihre rasan­te Ver­brei­tung in der Öffent­lich­keit. Es häuf­ten sich Kla­gen über einen media­len „Kul­tus des Nack­ten und Sexu­el­len“, der einem „Sexu­al­ba­zil­lus“ gleich den öffent­li­chen Raum befal­le und so die „öffent­li­che Unsitt­lich­keit“ mas­siv beför­de­re. Immer­hin bedro­he die öffent­li­che Prä­senz des Sexu­el­len und Nack­ten in Sati­re­blät­tern, Akt­fo­to­gra­fien oder tan­zen­den Kör­pern ein wesent­li­ches Fun­da­ment der Gesell­schaft: die Sexu­al­ord­nung. Und indem besag­te Medi­en den Geschlechts­trieb sti­mu­lie­ren und zu sexu­el­len Aus­schwei­fun­gen anhal­ten wür­den, sei­en sie nichts Gerin­ge­res als die Vor­bo­ten des natio­na­len Unter­gangs (Vers. 1891–1911).

In den Befürch­tun­gen vor einer Demon­ta­ge der Sexu­al­mo­ral bün­del­ten sich Empö­run­gen, die schon jahr­zehn­te­lang zuvor geschwelt hat­ten. Aber um 1900 ent­fach­ten sie sich ange­sichts einer neu­en Viel­falt und stei­gen­den Zahl media­ler Ange­bo­te in der Öffent­lich­keit zu einem Lauf­feu­er. Schon bald mach­ten Tages­pres­se, Reichs­tag und Gerichts­sä­le media­le Dar­stel­lun­gen und die damit pro­pa­gier­ten Sexu­al­nor­men zu einem kon­tro­vers dis­ku­tier­ten, tages­po­li­ti­schen Pro­blem. Was dür­fen Medi­en zei­gen? Was nicht? Die Fra­ge, wo hier Gren­zen zu zie­hen sind, war skan­dal­träch­tig und wur­de unter dem Label des media­len „Schmut­zes“ immer wie­der neu ver­han­delt. Eine gan­ze Rei­he sol­cher Skan­da­le hielt die deut­schen Zeit­ge­nos­sen in Atem und die­se erfan­den nicht nur die Por­no­gra­fie als eige­nes Gen­re, son­dern auch den Por­no­gra­fen als Typus.

Ers­ter Akt: Die Kri­mi­na­li­sie­rung von Privatdrucken

Einer der spek­ta­ku­lärs­ten Skan­da­le spiel­te sich im Som­mer 1911 in Mün­chen ab und dreh­te sich um das zuneh­mend belieb­te­re Medi­um der Pri­vat­dru­cke. Als sol­che gal­ten Wer­ke, die in einer limi­tier­ten Stück­zahl auf­ge­legt und zu einem hohen Preis nur via Sub­skrip­ti­on abge­ge­ben wur­den. Durch die­se Zugangs­be­gren­zung hoff­ten ihre Pro­du­zen­ten, den schwam­mi­gen Tat­be­stand der Ver­brei­tung „unzüch­ti­ger“ Medi­en, wie ihn Para­graph 184 des Straf­ge­setz­bu­ches fest­schrieb, zu umgehen.

1910 publi­zier­te ein Pri­vat­druck Fak­si­mi­les von 40 Aqua­rel­len, die Peter Fen­di, ein unbe­schol­te­ner Bie­der­mei­er­ma­ler, mehr als 70 Jah­re zuvor ange­fer­tigt hatte.

Abge­se­hen von Pri­vat­dru­cken wie Radie­run­gen und Zeich­nun­gen nah­men besorg­te Zeit­ge­nos­sen Anstoss an Neu­auf­la­gen von lite­ra­ri­schen Wer­ken sowie Samm­lun­gen von folk­lo­ris­ti­schen Über­lie­fe­run­gen, bei­de sexu­el­len Inhalts. Auch sorg­te das neue Gen­re der „Sit­ten­ge­schich­te“ für Empö­rung: Man stiess sich an die­ser Geschichts­schrei­bung, da sie die angeb­lich unver­rück­ba­re Sexu­al­ord­nung his­to­risch und kul­tu­rell rela­ti­vier­te. Ande­re Zei­ten und ande­re Eth­ni­en, so zeig­te sich, erschüt­ter­ten die Nor­men, wer mit wem, wie, wann und wo Sex zu haben hat­te. Nur: den kul­tur­his­to­ri­schen Wert, den die­se Wer­ke bei Ver­fas­sern, Abon­nen­ten und Ver­fech­tern genos­sen, such­ten ihre Geg­ner als Pro­pa­gan­da zu ent­lar­ven. Statt Wis­sen­schaft sahen sie nichts ande­res als Por­no­gra­fie am Werk.

Eben­falls im Pri­vat­druck ver­öf­fent­lich­te der mar­xis­ti­sche Kul­tur­wis­sen­schaft­ler und Kunst­samm­ler Edu­ard Fuchs sei­ne drei­bän­di­ge Illus­trier­te Sit­ten­ge­schich­te vom Mit­tel­al­ter bis zur Gegen­wart (1909–12).

Wo ver­läuft die Gren­ze zwi­schen Schmutz und Kul­tur? Um genau die­se Fra­ge dreh­te sich der Münch­ner Skan­dal. Im Juli 1911 stand hier ein Mann vor dem Schwur­ge­richt, der sich als Kul­tur­his­to­ri­ker und Schrift­stel­ler einen Namen gemacht hat­te. Alfred Semer­au hat­te zu die­sem Zeit­punkt bereits zahl­rei­che lite­ra­ri­sche Wer­ke aus dem 15. bis 19. Jahr­hun­dert ins Deut­sche über­setzt. Die Ankla­ge, die durch den Münch­ner Sitt­lich­keits­ver­ein ins Rol­len gebracht wor­den war, warf ihm vor, ins­ge­samt drei anstös­si­ge Wer­ke in einem Pro­spekt ange­prie­sen sowie über einen begrenz­ten Adres­sa­ten­kreis hin­aus ver­brei­tet zu haben. Beson­de­res Auf­se­hen erreg­ten hier­bei zwei von Semer­au besorg­te Über­set­zun­gen fran­zö­si­scher Lite­ra­tur aus dem 18. Jahr­hun­dert. Andréa de Ner­ci­ats Roman Lie­bes­früh­ling (1792) erschien in einer Auf­la­ge von 500 Exem­pla­ren zu je 20 Mark, die anonym ver­öf­fent­lich­te Erzäh­lung Eleo­no­re (1798) zu 300 Exem­pla­ren à zehn Mark.

Wo ver­läuft die Gren­ze zwi­schen Schmutz und Kultur?

Illus­tra­ti­on aus der Erst­aus­ga­be von Ner­ci­ats Mon Novici­at, ou les Joies de Lolot­te, der Vor­la­ge zu Semer­aus Über­set­zung Lie­bes­früh­ling.

In bei­den Tex­ten steht ein sexu­ell akti­ves und norm­ab­wei­chen­des Ver­hal­ten im Mit­tel­punkt der Hand­lung; in bei­den Tex­ten bil­det das Klos­ter als Stät­te der Begier­de den zen­tra­len Hand­lungs­ort. Durch die Neu­über­set­zung hat­te Semer­au die­sen Tex­ten den Sta­tus über­lie­ferns­wer­ter Kul­tur­do­ku­men­te gege­ben, wel­che die zeit­ge­nös­si­schen Sexu­al­nor­men her­aus­zu­for­dern wuss­ten: Sexu­el­le Mass­lo­sig­keit traf auf sexu­el­les Mass­hal­ten, sexu­ell akti­ve Non­nen sties­sen auf pas­si­ve Haus­frau­en, die Abwei­chung von der Norm in Gestalt von Ona­nie und Homo­se­xua­li­tät kol­li­dier­te mit sexu­el­ler Konformität.

Mehr als zwei Tage lang dis­ku­tier­ten die Pro­zess­be­tei­lig­ten – hier­un­ter eine gan­ze Rie­ge sach­ver­stän­di­ger Gut­ach­ter aus Wis­sen­schaft und Gesell­schaft – über den kul­tur­his­to­ri­schen Wert der inkri­mi­nier­ten Wer­ke und die per­sön­li­che Schuld des Ange­klag­ten. Sowohl regio­na­le als auch über­re­gio­na­le Medi­en ver­folg­ten den Pro­zess­ver­lauf auf das Genau­es­te. Beharr­ten Semer­au und sein Ver­tei­di­ger auf der kul­tur­his­to­ri­schen Bedeu­tung der Wer­ke und dem begrenz­ten Adres­sa­ten­kreis, so ver­nein­ten die geschwo­re­nen Rich­ter bei­des und lies­sen kei­nen Zwei­fel an Semer­aus Schuld: Der Schrift­stel­ler wur­de zu acht Mona­ten Gefäng­nis ver­ur­teilt und ent­ging damit nur knapp der Höchst­stra­fe von einem Jahr für die Ver­brei­tung ver­werf­li­cher Inhal­te. Trotz der gerin­gen Auf­la­ge und des hohen Prei­ses gal­ten Semer­aus Pri­vat­dru­cke als Angriff auf die Gesund­heit der All­ge­mein­heit (vgl. Temp­lin 2016).

Zwei­ter Akt: Die Aus­dif­fe­ren­zie­rung der Pornografie

Der Skan­dal um Semer­aus Pri­vat­dru­cke schärf­te die Gren­zen zwi­schen Por­no­gra­fie und Wis­sen­schaft deut­lich. Schon zuvor hat­te man sich an Unter­schei­dun­gen ver­sucht: Por­no­gra­fi­sche Inhal­te ziel­ten gemäss dama­li­ger Ansicht ledig­lich auf die Triebsti­mu­la­ti­on der Adres­sa­ten, wis­sen­schaft­li­che hin­ge­gen beschäf­tig­ten sich kri­tisch und ohne Bezug­nah­me auf aktu­el­le Umstän­de mit sexu­el­len The­men. Noch spre­chen­der waren die for­ma­len Distink­ti­ons­merk­ma­le: Por­no­gra­fi­sche Wer­ke fie­len durch Kunst­le­der- statt Leder­ein­bän­de, But­ter­brot- statt Sei­den­pa­pier und spar­sam statt eng bedruck­te Sei­ten auf (Vers. 1907–1910).

Kunst­le­der- statt Leder­ein­bän­de, But­ter­brot- statt Sei­den­pa­pier und spar­sam statt eng bedruck­te Seiten …

Die Gerichts­de­bat­ten rie­fen die­se Merk­ma­le erneut auf und füg­ten den bis­he­ri­gen Grenz­zie­hun­gen neue Para­me­ter hin­zu, die sich in einer Kon­kre­ti­sie­rung von Wis­sen­schaft­lich­keit nie­der­schlu­gen. Ein wis­sen­schaft­li­ches Werk ent­hielt dem­nach kri­ti­sche Erläu­te­run­gen und Anmer­kun­gen – Ele­men­te, auf die Semer­au ver­zich­tet hat­te. Auch des­sen Kür­zun­gen der Tex­te unter­lie­fen jede Form der Wis­sen­schaft­lich­keit. Zudem fän­den sich in den Über­set­zun­gen weder „Milieu­schil­de­run­gen“ noch „lokale[s] Kolo­rit“, geschwei­ge denn Dar­stel­lun­gen von per­sön­li­chen Bezie­hun­gen und gesell­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen. Nach Ansicht der Gut­ach­ter begrün­de­ten jedoch gera­de Milieu­stu­di­en den Kul­tur­wert sol­cher Erzeug­nis­se. Wenigs­tens aner­kann­ten die Gut­ach­ter die Ori­gi­nal­wer­ke als Kul­tur­do­ku­men­te – womit sie sich aber zugleich gegen den „schlech­ten Stil“ von Semer­aus Über­set­zun­gen sowie gegen Über­tra­gun­gen von Ori­gi­na­len über­haupt aus­spra­chen (Vers. 1911a). Der Pri­vat­druck­skan­dal ver­half somit dem Gen­re der Por­no­gra­fie zu sei­ner Aus­dif­fe­ren­zie­rung ex negativo.

Drit­ter Akt: Die Erfin­dung des por­no­gra­fi­schen Prototypen

Nicht nur mit Blick auf die Aus­for­mung der Por­no­gra­fie als eigen­stän­di­ges Gen­re war der Skan­dal bedeut­sam. Er bil­de­te auch die Geburts­stun­de des por­no­gra­fi­schen Pro­to­ty­pen des 20. Jahr­hun­derts. Der Pro­du­zent inkri­mi­nier­ter Wer­ke hat­te in den öffent­li­chen Kon­tro­ver­sen um Medi­en und Sexua­li­tät bis­her kei­ne Rol­le gespielt. Der Münch­ner Skan­dal aber rück­te die­sen ins Zen­trum der Auf­merk­sam­keit und ver­lieh ihm erst­mals spe­zi­fi­sche Eigenschaften.

Die ers­ten Zei­tungs­be­rich­te über die Ver­hand­lung zeich­ne­ten den Pri­vat­ver­le­ger noch als gebrech­li­che kör­per­li­che Erschei­nung und  bemit­lei­dens­wer­ten Mann. Die­sen Ein­druck ver­kehr­ten spä­te­re Mel­dun­gen ins Gegen­teil. Semer­au galt fort­an als ein gewis­sen­lo­ser und tak­tie­ren­der Geschäfts­mann mit hoch­mü­ti­gem und stol­zem Cha­rak­ter. Fer­ner wur­den ihm eine „per­ver­se[ ] Phan­ta­sie“ und ein „bis in die Wur­zel kran­kes sitt­li­ches Emp­fin­den“ beschei­nigt. In der media­len Bericht­erstat­tung durch­lief die Figur Semer­aus damit eine fun­da­men­ta­le Wand­lung. Der „gelähm­te“, „früh ergrau­te“, „klei­ne“ und „unter­setz­te“ Mann, den man „müh­sam auf einem Stock zur Ankla­ge­bank“ sich „schlep­pen“ sah und der nach einer über zwölf­stün­di­gen Ver­hand­lung vor Erschöp­fung um eine Ver­ta­gung des Pro­zes­ses bat, mutier­te schon bald zu einem skru­pel­lo­sen, hoch­mü­ti­gen, berech­nen­den und abnor­men Indi­vi­du­um, kurz: zu einem gefähr­li­chen Ver­bre­cher (Vers. 1911b).

Iwan Bloch präg­te den Begriff Sexu­al­wis­sen­schaft.

Indem Jour­na­lis­ten anhand der Per­son Semer­aus den Cha­rak­ter und das Ver­hal­ten eines Por­no­gra­fen fixier­ten, ver­an­ker­ten sie wesent­li­che Ele­men­te die­ser Figur im öffent­li­chen Bewusst­sein und ver­dich­te­ten sie zu einem Typus. Sie wie­der­hol­ten und kom­bi­nier­ten dabei Merk­ma­le, die dama­li­ge Exper­ten wie der nam­haf­te Sexu­al­wis­sen­schaft­ler Iwan Bloch (1904) oder der bekann­te Jurist Erich Wulffen (1910) für den Pro­no­gra­fen reser­viert hat­ten. Hat­te Bloch anhand von Autoren ero­ti­scher Wer­ke frü­he­rer Jahr­hun­der­te, unter ihnen der Mar­quis de Sade, die­sen eine abnor­me Per­sön­lich­keit und Sexua­li­tät beschei­nigt, hat­te Wulffen, los­ge­löst vom kon­kre­ten Ein­zel­fall, über­dies den Hang zur finan­zi­el­len Spe­ku­la­ti­on mit Blick auf sei­ne eige­ne Zeit her­vor­ge­ho­ben. Wulffens abs­trak­ter Typus des Por­no­gra­fen erhielt im Pri­vat­druck­skan­dal nun erst­mals einen Namen und ein Gesicht. Dem­entspre­chend wur­den Semer­au neben Berei­che­rungs­mo­ti­ven eine non­kon­for­me Sexua­li­tät und cha­rak­ter­li­che Abnor­mi­tä­ten attes­tiert, die sich aus sei­ner ver­meint­li­chen Gewis­sen­lo­sig­keit, Arro­ganz und Berech­nung speis­ten. Auf die­se Wei­se avan­cier­te der Schrift­stel­ler und Ver­le­ger zur pro­to­ty­pi­schen Vor­la­ge für den Por­no­gra­fen sei­ner Zeit.

Der Skan­dal um Semer­aus inkri­mi­nier­te Pri­vat­dru­cke war nur eine, wenn auch die spek­ta­ku­lärs­te Kon­tro­ver­se in einer Rei­he von Aus­ein­an­der­set­zun­gen um die­ses neue media­le For­mat. In des­sen Zuge wur­den die Sym­pto­me der neu­en Zeit­krank­heit, die sich in Gestalt eines „Kul­tus des Nack­ten und Sexu­el­len“ wie ein „Sexu­al­ba­zil­lus“ im öffent­li­chen Raum ver­mehr­te, zu Tage geför­dert. Damit erhielt die Meis­ter­er­zäh­lung von einer deran­gier­ten Sexu­al­ord­nung, die mit öffent­lich zugäng­li­chen Sexua­li­täts­dar­stel­lun­gen zusätz­lich aus­ge­höhlt wer­de, wei­te­ren Nährboden.

Auch wenn die­se Meis­ter­er­zäh­lung weni­ger unan­ge­foch­ten war, als sie nach die­sem Blick auf den Münch­ner Skan­dal erschei­nen mag – dies zei­gen etwa die Skan­da­le um ande­re Medi­en­for­ma­te wie Sati­re­blät­ter oder Akt­fo­to­gra­fien – , so bil­de­te sie den­noch ein zen­tra­les Nar­ra­tiv der Geschich­te des Deut­schen Kai­ser­reichs. Und zwar ein sol­ches, das immensen poli­ti­schen Spreng­stoff in sich trug. Denn die Dämo­ni­sie­rung media­ler Pro­duk­te und ihrer Pro­du­zen­ten schuf nicht nur neue Beschrei­bungs­ka­te­go­rien wie die Por­no­gra­fie als Gen­re oder den Por­no­gra­fen als Typus. Indem man den „Schmutz“ als „fau­li­gen“ Teil des Gesell­schafts­kör­pers patho­lo­gi­sier­te, wur­de sei­ne „Aus­schnei­dung“ zur bio­po­li­ti­schen Her­aus­for­de­rung: Auf dem Spiel stan­den nichts weni­ger als der Erhalt der natio­na­len Gesund­heit und damit der Fort­be­stand des Deut­schen Kaiserreichs.

Indem man den „Schmutz“ als „fau­li­gen“ Teil des Gesell­schafts­kör­pers patho­lo­gi­sier­te, wur­de sei­ne „Aus­schnei­dung“ zur bio­po­li­ti­schen Her­aus­for­de­rung: Auf dem Spiel stan­den nichts weni­ger als der Erhalt der natio­na­len Gesund­heit und damit der Fort­be­stand des Deut­schen Kaiserreichs.

Lite­ra­tur

Bloch, Iwan [ali­as Düh­ren, Eugen]. 1904. Neue For­schun­gen über den Mar­quis de Sade und sei­ne Zeit. Mit beson­de­rer Berück­sich­ti­gung der Sexu­al­phi­lo­so­phie de Sade’s auf Grund des neu­ent­deck­ten Ori­gi­nal-Manu­skrip­tes sei­nes Haupt­wer­kes ‚Die 120 Tage von Sodom‘. Mit meh­re­ren bis­her unver­öf­fent­lich­ten Brie­fen und Frag­men­ten. Ber­lin.

Temp­lin, Chris­ti­na. 2016. Media­ler Schmutz. Eine Skan­dal­ge­schich­te des Nack­ten und Sexu­el­len im Deut­schen Kai­ser­reich 1890–1914, Bie­le­feld: transcript.

Vers. 1891–1911. Anony­mus. 1910. „Der scham­lo­se Sexua­lis­mus eine Zeit­krank­heit. Neue Stim­men aus ande­ren Lagern“, All­ge­mei­ne Rund­schau 7 (1910). S. 293–295, hier 293; Bloch, Iwan. 1902. Bei­trä­ge zur Aetio­lo­gie der Psy­cho­pa­thia sexua­lis, Bd. 1. Dres­den. S. 209–210; Weber, Lud­wig. 1891. Der Kampf gegen die Unzucht, Gotha. S. 45–46; Noack, Vic­tor. 1909. „Das Sexu­al­gift in der Volks­kunst II“, Sexu­al­pro­ble­me 5. S. 892–902.

Vers. 1907–1910. Bloch, Iwan. 1908. Das Sexu­al­le­ben unse­rer Zeit in sei­nen Bezie­hun­gen zur moder­nen Kul­tur. Ber­lin. S. 795; Leon­hardt, Wil­helm. 1910. „Das ero­ti­sche Ele­ment in der Dicht­kunst“, Die Schön­heit 7. S. 325–330; Schind­ler, Wil­ly. 1907. Das ero­ti­sche Ele­ment in Lite­ra­tur und Kunst. Ein Bei­trag zur Ero­to­lo­gie, Ber­lin. S. 95–97.

Vers. 1911a. Die Pro­zess­be­richt­erstat­tung fand u.a. in fol­gen­den Tages­zei­tun­gen statt: Münch­ner Neu­es­te Nach­rich­ten 8.7.1911; Münch­ner Neu­es­te Nach­rich­ten 9.7.1911; Münch­ner Neu­es­te Nach­rich­ten 10.7.1911; Münch­ner Neu­es­te Nach­rich­ten 11.7.1911; Augs­bur­ger Abend­zei­tung 9.7.1911; Ber­li­ner Lokal-Anzei­ger 8.7.1911; Ber­li­ner Tage­blatt 9.7.1911.

Vers. 1911b: Pro­zess­be­rich­te: Ger­ma­nia 11.7.1911; Ber­li­ner Bör­sen-Cou­rier 7.7.1911; Ber­li­ner Lokal-Anzei­ger 7.7.1911; Ber­li­ner Tage­blatt 8.7.1911.

Wulffen, Erich. 1910. Der Sexu­al­ver­bre­cher. Ein Hand­buch für Juris­ten, Ver­wal­tungs­be­am­te und Ärz­te. Ber­lin. S. 388–389.

Bild­nach­weis

Titel­bild von Bla­ke Kathryn.

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Chris­ti­na Templin

Chris­ti­na Temp­lin ist pro­mo­vier­te His­to­ri­ke­rin. Sie war Sti­pen­dia­tin am DFG-Gra­du­ier­ten­kol­leg „Gene­ra­tio­nen­ge­schich­te“ und Lehr­be­auf­trag­te der Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen. 2016 erschien ihre Dok­tor­ar­beit zu Media­ler Schmutz. Eine Skan­dal­ge­schich­te des Nack­ten und Sexu­el­len im Deut­schen Kai­ser­reich 1890–1914.

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